Die neue Ära des digitalen Handels
Der E-Commerce-Markt hat im Jahr 2024 einen bedeutenden Meilenstein erreicht: Laut Adobe Digital Insights überschritt das gesamte Online-Handelsvolumen erstmals die Marke von 1,05 Billionen Dollar. Gleichzeitig überstieg der mobile Umsatz mit mehr als 500 Milliarden Dollar zum ersten Mal den Desktop-Umsatz. Diese Rekordzahlen verdeutlichen die immense Bedeutung einer leistungsstarken E-Commerce-Plattform für den Geschäftserfolg.
Doch während der Online-Handel floriert, stehen Händler vor enormen Herausforderungen: betriebliche Kosten senken, sich gegenüber Drittanbieter-Marktplätzen differenzieren und komplexe B2B-Anforderungen erfüllen. Adobe hat diese Herausforderungen erkannt und präsentierte auf dem Adobe Summit 2025 zwei bahnbrechende Lösungen: Adobe Commerce as a Cloud-Service und Adobe Commerce Optimizer.
In diesem Blogbeitrag beleuchten wir, wie diese Innovationen die E-Commerce-Landschaft verändern und welche konkreten Vorteile sie für B2C- und D2C-Händler bieten. Wir werfen einen detaillierten Blick auf die Technologien, präsentieren Praxisbeispiele und geben Handlungsempfehlungen für deine E-Commerce-Strategie.

Was ist Adobe Commerce as a Cloud Service?
Adobe Commerce as a Cloud Service repräsentiert einen Paradigmenwechsel in der E-Commerce-Welt. Es handelt sich um eine vollständig SaaS-basierte Version von Adobe Commerce (ehemals Magento), die von Adobe verwaltet wird und ab Juni 2025 allgemein verfügbar sein wird.
Die wichtigsten Eigenschaften im Überblick:
- 100 % SaaS-Lösung: Vollständig von Adobe verwaltet
- Versionslos: Ständige Aktualisierung ohne manuelle Upgrades
- Schnelles Onboarding: Provisioning in weniger als 2 Minuten
- Skalierbarkeit: Automatische Anpassung an Spitzenlasten ohne Leistungseinbußen
- Edge-basierte Commerce-Storefront: Extrem schnelle Ladezeiten durch Edge Delivery
- Integriertes Digital Asset Management: Mit Adobe Express und Firefly
- KI-gestützte Personalisierung: Durch Integration mit Adobe Experience Platform
Anders als bei herkömmlichen E-Commerce-Plattformen müssen keine Ressourcen mehr für Upgrades, Patches oder Sicherheitsupdates aufgewendet werden. Dies führt zu erheblichen Kosteneinsparungen und ermöglicht es, sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren: Kunden zu gewinnen und Umsätze zu steigern.
Architektur und technische Grundlagen
Die technische Basis von Adobe Commerce as a Cloud Service beruht auf einer zellbasierten Architektur, die horizontale und vertikale Skalierung ermöglicht. Diese Architektur, die auch andere Adobe Experience Cloud Produkte nutzen, bietet dynamische Skalierung und läuft auf einer modernen Kubernetes-Plattform.
Ein besonderes Merkmal ist der "Super Graph"-Ansatz: Entwickler haben Zugriff auf alle APIs über App Builder, wodurch sie schnell mit der Entwicklung beginnen können. Die gesamte Infrastruktur basiert auf bewährten AWS-Services und anderen verwalteten Diensten, die zusammen die leistungsstarke Cloud-Service-Plattform bilden.
Das Commerce-Storefront auf Basis von Edge Delivery
Ein Herzstück von Adobe Commerce as a Cloud Service ist das Edge-basierte Storefront. Durch die Auslieferung über ein globales Content Delivery Network werden Inhalte blitzschnell geladen, was zu hervorragenden Google Lighthouse-Scores führt. In einer Live-Demonstration auf dem Summit wurde ein Vergleich zwischen einer selbst entwickelten E-Commerce-Plattform und Adobe Commerce as a Cloud Service durchgeführt:
- Selbstentwickelte Plattform: Lighthouse-Score von 38 (niedrig)
- Adobe Commerce as a Cloud Service: Lighthouse-Score von 99 (nahezu perfekt)
Diese Performance-Verbesserung hat direkte Auswirkungen auf SEO-Rankings und organischen Traffic. Jennifer, eine Referentin auf dem Summit, betonte: "Jede 100-Millisekunden-Verzögerung verringert die Conversionrate um 7 %. Bei Erlebnissen, die länger als eine Sekunde zum Laden benötigen, verliert man einen Großteil der Aufmerksamkeit des Käufers."

Ein beeindruckendes Beispiel ist Lovesac, ein Kunde, der seine Storefront auf Edge Delivery umgestellt hat. Das Unternehmen konnte seinen nichtmarkenbezogenen organischen Traffic verdoppeln und die Conversionrate um beachtliche 80 % steigern.
Storefront Builder und Content-Erstellung
Adobe Commerce as a Cloud Service bietet zwei Authoring-Ansätze:
- Dokumentenbasiertes Authoring: Für strukturierte Inhalte und entwicklerfreundliches Arbeiten
- Visuelles Authoring: Für WYSIWYG-Bearbeitung und intuitive Content-Erstellung
Die Besonderheit: Beide Ansätze sind nahtlos integriert. Man kann mit dem dokumentenbasierten Editor beginnen und später zum visuellen Editor wechseln – oder umgekehrt. Dies ermöglicht maximale Flexibilität für verschiedene Teamrollen, von Marketing-Spezialisten bis zu Entwicklern.
GenAI-gestützte Inhalte und Personalisierung
Eine der spannendsten Neuerungen ist die Integration von GenAI-Funktionen zur Content-Erstellung. Über eine intuitive Benutzeroberfläche können KI-generierte Inhalte erstellt werden:
- Marketing-Texte für verschiedene Zielgruppen
- Produktbeschreibungen in unterschiedlichen Tonalitäten
- Call-to-Action-Varianten für A/B-Tests
- Hero-Banner und Produktbilder durch Integration mit Adobe Express und Firefly
Diese Funktionen beschleunigen nicht nur die Content-Erstellung, sondern ermöglichen auch datengesteuerte Entscheidungen durch einfache A/B-Tests direkt aus der Software heraus.
Der Adobe Commerce Optimizer: Revolution ohne Re-Platforming
Adobe Commerce Optimizer ist die zweite große Innovation, die auf dem diesjährigen Summit vorgestellt wurde. Diese Lösung richtet sich an Unternehmen, die ihre bestehenden Commerce-Backend-Systeme beibehalten möchten, aber dennoch von den Vorteilen einer modernen Frontend-Erfahrung profitieren wollen.
Was ist der Commerce Optimizer?
Der Adobe Commerce Optimizer ist ein Experience-Layer, der mit jedem Commerce-Backend zusammenarbeiten kann – sei es SAP, Salesforce oder eine selbst entwickelte Lösung. Er umfasst:
- das gleiche Edge-basierte Storefront wie Adobe Commerce as a Cloud Service
- die gleichen Merchandising-Services für Produktsuche und -empfehlungen
- die gleiche Entwicklungsplattform (App Builder)
- die gleichen Digital Asset Management-Funktionen
Der entscheidende Unterschied: Unternehmen können diese Vorteile nutzen, ohne ihr bestehendes Backend zu verändern oder zu migrieren.

Das Composable Catalog Data Model
Herzstück des Commerce Optimizer ist das Composable Catalog Data Model, offiziell als "Catalog Channels and Policies" bezeichnet. Dieses innovative Datenmodell ermöglicht:
- Verwaltung eines einzigen Basis-Katalogs für alle Marken und Geschäftsbereiche
- Definition von "Channels" als höchste Abstraktionsebene (z. B. Händler, Niederlassungen oder Produktionsstandorte)
- Erstellung von "Policies" als Datenzugriffsfilter, die definieren, welche Produkte in welchem Channel sichtbar sind
- Verwaltung verschiedener Preisbücher, die mit Channels kombiniert werden können
Diese Architektur ersetzt das traditionelle Modell der Katalogduplizierung. Statt für jeden neuen Verkaufskanal oder jede neue Website einen separaten Katalog zu erstellen, kann ein einziger Masterkatalog verwaltet und daraus verschiedene Ansichten für verschiedene Kanäle abgeleitet werden.
Praktisches Beispiel: Vom Einzelkatalog zur globalen Präsenz
Ein anschauliches Beispiel auf dem Summit verdeutlicht die Leistungsfähigkeit des Composable Catalog Data Model:
Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Automobilhersteller mit drei Marken (Modell A, B und C) und Händlern in verschiedenen Städten (Los Angeles, Houston, Portland). Jeder Händler benötigt unterschiedliche Produktsets:
- LA-Händler: Führt alle drei Marken, aber nur ausgewählte Modelle
- Houston-Händler: Führt nur Modell B und C
- Portland-Händler: Führt ebenfalls nur Modell B und C
Im traditionellen Ansatz müsste jeder Händler einen duplizierten Katalog mit Millionen von SKUs verwalten, selbst wenn er nur einen Bruchteil davon tatsächlich anbietet. Mit dem Commerce Optimizer wird hingegen ein einzelner Masterkatalog (z. B. mit 6 Millionen SKUs) verwaltet, aus dem jeder Händler nur die relevanten Produkte bezieht:
- LA-Händler: 1 Million SKUs aus dem Masterkatalog
- Houston-Händler: 900.000 SKUs aus dem Masterkatalog
- Portland-Händler: 300.000 SKUs aus dem Masterkatalog
Jeder Händler kann zudem individuelle Preisgestaltungen vornehmen und Promotions in Minuten (statt Tagen oder Wochen) umsetzen.
Massive Skalierbarkeit für B2B und B2C
Die Leistungsfähigkeit des Commerce Optimizer ist beeindruckend:
- Unterstützung von bis zu 250 Millionen SKUs in einem einzigen Katalog
- 30.000 eindeutige Preispunkte pro SKU zu jedem Zeitpunkt
- Importgeschwindigkeit von 10.000 Produkten pro Minute
- 50.000 Preise pro Minute
Diese Skalierbarkeit ist besonders für B2B-Szenarien wertvoll, aber auch B2C-Händler profitieren davon. Ein Beispiel: Ein Einzelhändler mit vier Marken in den USA kann problemlos nach Kanada expandieren, indem er aus seinem Masterkatalog lediglich zwei Marken auswählt, ein kanadisches Preisbuch erstellt und den neuen Markt in kürzester Zeit erschließt.
Praktische Implementierung und Hands On-Erfahrungen
Auf dem Summit wurde eine Live-Demonstration des Commerce Optimizer vorgeführt, die zeigte, wie einfach neue Channels und Policies erstellt werden können:
- Erstellen einer Policy: Definition eines Filters (z. B. für bestimmte Marken oder Produktkategorien)
- Erstellen eines Channels: Gruppierung mehrerer Policies unter einem Channel
- Konfiguration des Storefronts: Zuweisung der Channel-IDs und des Preisbuchs
- Veröffentlichung: Sofortige Verfügbarkeit der neuen Storefront-Konfiguration
Vor Ort konnte man selbst erleben, wie schnell sich neue Verkaufskanäle erstellen lassen und wie präzise die Produktauswahl gesteuert werden kann. Beeindruckend war auch die Möglichkeit, Preise in Echtzeit zu ändern – ideal für zeitlich begrenzte Promotions oder VIP-Preise für die wichtigsten Kunden.

Merchandising und Personalisierung
Der Commerce Optimizer bietet auch umfangreiche Merchandising-Funktionen:
Performance-Dashboard
Das Performance-Dashboard zeigt wichtige Kennzahlen wie:
- Häufigste Suchbegriffe
- Konversionsraten pro Suche
- Click-Through-Raten
- Engagement-Metriken
Diese Daten helfen dabei, die Suchfunktionalität zu optimieren und besser zu verstehen, wonach Kunden suchen.
Suchregeln und Facetten
Mit dem Search Merchandising-Tool kann man:
- Produkte an bestimmten Positionen in den Suchergebnissen platzieren
- Die Sortierung der Suchergebnisse steuern (z.B. durch KI-gestützte Empfehlungen)
- Produkte manuell höher oder niedriger im Ranking platzieren
- Relevante Facetten für die Filterung definieren
Synonyme und Produktempfehlungen
Weitere wichtige Funktionen sind:
- Verwaltung von Synonymen für die Suche (ein- oder bidirektional)
- 13 verschiedene Arten von Produktempfehlungen basierend auf Nutzerverhalten
- Möglichkeit, Empfehlungen auf verschiedenen Seiten (Produktseite, Warenkorb, Check-out) zu platzieren
Migration und Zukunftsperspektiven
Für bestehende Adobe Commerce-Kunden stellt sich die Frage nach der Migration. Adobe betont, dass es keinen Zwang zur Migration gibt – die vorhandenen PaaS- und On-Premise-Versionen werden weiterhin unterstützt. Dennoch werden folgende Migrationsoptionen empfohlen:
- App Builder als erster Schritt: Integration von Anwendungen in App Builder, was später die Migration zu SaaS erleichtert
- Commerce Optimizer als Zwischenschritt: Nutzung des Optimizers mit dem bestehenden Backend
- Vollständige Migration zu Adobe Commerce as a Cloud Service: Für maximale Vorteile
Um den Übergang zu erleichtern, hat Adobe:
- Den Support für ältere Versionen bis August 2026 verlängert
- In Migrationswerkzeuge und Accelerators investiert
- Starter-Kits für App Builder bereitgestellt
Bei TechDivision arbeiten wir bereits seit geraumer Zeit sehr intensiv mit App Builder und den vorhandenen Starter-Kits. So konnten wir etwa gemeinsam mit Entwicklern von Adobe einen Basis-Konnektor für SAP S/4HANA und Adobe Commerce in wenigen Tagen anstatt mehreren Wochen implementieren. Der Konnektor steht inzwischen im Adobe Marktplatz zur Verfügung.
Handlungsempfehlungen für E-Commerce-Verantwortliche
Basierend auf den Präsentationen und Demos empfehlen wir folgende Schritte:
- Bestandsaufnahme durchführen
- Analyse der bestehenden E-Commerce-Plattform und ihre Schmerzpunkte
- Identifizierung von Performance-Engpässen und Conversion-Hindernissen
- Bewertung des Aufwands für Upgrades und Wartung
- App Builder evaluieren
- Testing von App Builder für ausgewählte Integrationen
- Einstieg mit Starter-Kits, um schnelle Erfolge zu erzielen
- Migration bestehender PHP-Anwendungen schrittweise zu Node.js-basierten Anwendungen
- Pilotprojekt mit Commerce Optimizer planen
- Identifizierung eines spezifischen Anwendungsfalls (z. B. neuen Markt oder neue Marke)
- Durchführung eines Pilotprojektes mit Commerce Optimizer und dem bestehenden Backend
- Messung der Performance-Verbesserungen und Conversionssteigerungen
- Langfristige Roadmap entwickeln
- Planung eines schrittweisen Überganges zu Adobe Commerce as a Cloud-Service
- Bereitstellung von Budget für Migration und Schulung
- Treibe den Kompetenzaufbau im Team für App Builder und Edge Delivery voran
- Mit Adobe und Implementierungspartnern zusammenarbeiten
- Nutzung von Early Access-Programmen
- Zugriff auf spezifische Migrationsberatung und Best Practices
- Lernen von Erfahrungen anderer Kunden
Fazit: Die Zukunft des E-Commerce liegt in der Cloud
Adobe Commerce als Cloud-Service und Commerce Optimizer markieren einen Wendepunkt in der E-Commerce-Landschaft. Die versprochenen Vorteile sind überzeugend:
- Conversionsteigerungen von 4 bis 8 % durch verbesserte Performance und Personalisierung
- Beschleunigte Expansion über Geschäftsbereiche und Marken hinweg in Stunden statt Monaten
- Drastische Reduzierung der Betriebskosten durch vollständig verwaltete SaaS-Lösung
Die Integration von GenAI, Edge Delivery und dem innovativen Catalog Data Model schafft ein leistungsstarkes Ökosystem, das sowohl B2C- als auch B2B-Händlern neue Möglichkeiten eröffnet. Die Flexibilität, mit bestehenden Backend-Systemen zu arbeiten oder komplett auf eine Cloud-native Architektur umzusteigen, ermöglicht einen maßgeschneiderten Ansatz für jedes Unternehmen.
Wie Shantanu Narayen, CEO von Adobe auf dem Summit, betonte: "Wir leben im Zeitalter digitaler Erlebnisse. Die Technologie hat mit all den KI-Innovationen einen Punkt erreicht, an dem jeder von uns das digitale Erlebnis haben kann, das wir wollen. Und für dieses Erlebnis sind wir bereit, zu zahlen."
Die Frage ist nicht mehr, ob Unternehmen auf eine Cloud-Commerce-Plattform umsteigen sollten, sondern wie schnell und auf welchem Weg sie diesen Übergang gestalten können. Adobe hat mit seinen neuen Angeboten überzeugende Antworten geliefert.
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